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Lesung:
1. Mose 21,1-71 Und der HERR nahm sich Saras an, wie er gesagt hatte, und tat an ihr, wie er geredet hatte. 2 Und Sara ward schwanger und gebar dem Abraham in seinem Alter einen Sohn um die Zeit, von der Gott zu ihm geredet hatte. 3 Und Abraham nannte seinen Sohn, der ihm geboren war, Isaak, den ihm Sara gebar. 4 Und Abraham beschnitt seinen Sohn Isaak am achten Tage, wie ihm Gott geboten hatte. 5 Hundert Jahre war Abraham alt, als ihm sein Sohn Isaak geboren wurde. 6 Und Sara sprach: Gott hat mir ein Lachen zugerichtet; denn wer es hören wird, der wird über mich lachen. 7 Und sie sprach: Wer hätte wohl von Abraham gesagt, dass Sara Kinder stille! Und doch habe ich ihm einen Sohn geboren in seinem Alter.
Predigt
Liebe Gemeinde,
Neu geborene Kinder werden meist freudig begrüßt. Es werden Karten gedruckt, Fotos gepostet, manchmal auch Anzeigen geschaltet. Familie und Nachbarn kommen, um zu gratulieren, bringen Geschenke und gute Wünsche vorbei. Zunächst haben die Eltern alle Hände voll zu tun, tatkräftige Hilfe und manchmal auch guter Rat ist gefragt, denn ein Baby bringt den Alltag ganz schön durcheinander. Es dauert einige Zeit bis sich alles wieder einspielt und die Familie sich neu sortiert. Ein neues Leben ist eine große Aufgabe und meist auch ein großes Glück. Wie schön ist es ein Kind heranwachsen zu sehen, die Welt mit ihm neu zu entdecken, es zu begleiten und ihm zu helfen, sich zurecht zu finden. Viele Hoffnungen sind mit der Geburt eines Kindes verbunden. Doch natürlich gibt es auch andere Gedanken. Wie wird es dem Kind ergehen? Werde ich es verlieren? Wie kann ich es vor Gefahren schützen? Wird es ein gutes Leben haben können? Diese Fragen beginnen schon vor der Geburt und begleiten Eltern in der Regel ein Leben lang.
Das ist überall auf der Welt so und war auch schon immer so. Mögen sich Alltag und Familienleben noch so sehr verändert haben. Vieles ist gleich von alters her. Ich frage mich was Sarah und Abraham empfunden haben, als ihr Sohn Isaak zur Welt kam. Sie waren alt, hatten ihr Kind so sehr ersehnt und jetzt war es tatsächlich da. Was für eine Freude. Ein Kind, ein Nachkomme, endlich. Endlich hatte Gott sein Versprechen wahr gemacht. Ob sie noch daran geglaubt hatten? Als die Boten Gottes Sarah einen Sohn verhießen lachte sie nur. Sie hielt es für einen Scherz in ihrem Alter. Immer wieder hatte Gott Abraham eine zahlreiche Nachkommenschaft verheißen, aber die Realität sah anders aus. Nach menschlichem Ermessen konnte es nicht mehr dazu kommen. Zum Schmerz über die Kinderlosigkeit kam die Frage nach dem Glauben, der dadurch auch in Frage gestellt wurde. Hatte Gott ihnen falsche Versprechungen gemacht? Wollte oder konnte er ihnen nicht helfen? Immer wieder verlangte Gott Geduld und Vertrauen von Abraham und Sarah, bis er endlich sein Versprechen erfüllte. „Ich werde einen Bund mit dir schließen. Du wirst der Vater eines großen Volkes sein und ich werde euer Gott sein. “Als Zeichen für diesen Bund zwischen Gott und seinem Volk sollte die Beschneidung der Vorhaut dienen. So wurde das Kind am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten und damit ein Bündnis zwischen Gott und der Familie Abrahams geschlossen aus der schon bald ein Stamm und später das Volk Israel werden sollte. Das Kind bekam den Namen Isaak und wurde gesegnet.
Dankbar werden Abraham und Sarah gewesen sein und freudig werden sie ihr Kind in diesen Bund mit Gott gestellt und auf seinen Segen gehofft haben. Wie alle Eltern werden sie sich um das zarte kleine Wesen in ihren Armen gesorgt haben. Und weil sie um ihr Alter und ihre nachlassenden Kräfte wussten, war diese Sorge vielleicht besonders groß. Würden sie überhaupt erleben wie ihr Kind erwachsen würde? Wie gut war es zu wissen, dass Gott da war und ihr Kind in ihr Bündnis aufnahm. Ihm konnten sie ihr Kind anvertrauen, denn er hatte ihm das Leben geschenkt. Was für ein spätes unerwartete Glück: Isaak – der mich Lachen machte
Was da im 1. Buch Mose berichtet wird, ist kein einmaliges Ereignis. Das Ritual der Beschneidung sollte nicht nur bei Isaak ein Zeichen des Bundesschluss sein, sondern für alle Generationen das Zeichen des ewigen Bundes zwischen Gott und seinem Volk. In der jüdischen Religion ist die sogenannte Brit Milah fester Bestandteil der Religionsausübung geworden. Am achten Lebenstag soll jedes männliche Kind beschnitten und so in den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel eingeführt werden. Falls der Säugling nicht völlig gesund ist, erfolgt es zu einem späteren Zeitpunkt. Teil dieses Rituals ist auch die Namensgebung und eine Festmahlzeit. Der Akt der Vorhautentfernung wird durch einen Mohel, einen dafür ausgebildeten Spezialisten, vorgenommen. Heutzutage wird dies manchmal als Eingriff in die körperliche Unversehrtheit des Kindes kritisiert, er hat aber anders als bei Mädchen, keinen Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden und die Sexualität der Jungen
.Mädchen werden im Judentum selbstverständlich nicht beschnitten, aber auch für Mädchen wurden Zeremonien entwickelt worden, mit der die Eltern ihre Tochter festlich willkommen heißen und sie in Gottes Bund mit Abraham eintreten lassen. Das erfolgt durch die Rezitation von Segenssprüchen und Bibelversen sowie durch die Namensgebung. Gleich ob Junge oder Mädchen, allen Kindern wünschen die Festtagsgäste, dass sie nach dem Eintritt in den Bund auch an die Torah, an die Gründung einer jüdischen Familie und an das Tun guter Werke herangeführt werden mögen. Drei Elemente machen also das Ritual für das Leben aus: Das Kind bekommt einen Namen als Zeichen seiner Individualität und Einzigartigkeit. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, heißt es beim Propheten Jesaja, denn Menschen sind keine Nummern, sie sind eigenständige Wesen und jeder Einzelne ein geliebtes Geschöpf Gottes. Das Kind wird schon bald auf die persönliche Anrede mit seinem Namen reagieren.
Neben der Individualität eines jeden Menschen steht die Zugehörigkeit- Sie wird im Judentum wie auch im Islam durch die Beschneidung bei Jungen ausgedrückt und durch segnende Thoraverse bei Mädchen. Die Kinder werden eingebunden in eine Glaubensgemeinschaft, in der sie Hilfestellung zum Leben, Verbundenheit und Halt finden können. Dort wird ihnen Segen Gottes zugesprochen
.Last not least ist das Ritual mit einem Fest verbunden. Die Freude über das neue Leben wird ebenso geteilt wie die Fürsorge für das Kind. Das Fest macht deutlich, dass die Eltern nicht allein mit dem Kind dastehen und die Fürsorge Gottes auch ganz praktisch durch andere Menschen sichtbar wird.Liebe Gemeinde, vielleicht haben Sie in dieser Beschreibung des Willkommensrituals viele Elemente entdeckt, die an eine christliche Taufe erinnern. Auch sie wird in der Regel mit einem Fest begangen, das Kind wird in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen, es wird bei seinem Namen genannt und der Segen Gottes wird ihm zugesprochen. Das ist kein Zufall, denn schließlich fußt unsere Religion in ihren Inhalten und Ritualen auf dem jüdischen Glauben. Von der Beschneidung Jesu ist im neuen Testament die Rede, auch der Apostel Paulus und die Jünger waren beschnitten. Sie alle standen in dem Bund mit Gott, den er einst mit Abraham geschlossen hatte.
Für uns Christen wurde allerdings ein neuer Weg gefunden in die Glaubensgemeinschaft einzutreten, nämlich die Taufe. Der Apostel Paulus bezeichnet dies als neuen Bund, der auf dem Bund Gottes mit Abraham fußt und nennt die Taufe die Beschneidung des Herzens, also das Eintreten in diesen Bund ohne die körperliche Beschneidung. Im Matthäusevangelium berichtet der Evangelist, dass Jesus unmittelbar vor seiner Himmelfahrt den Jüngern folgenden Auftrag gab: Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker. Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Amen. Somit geht der Auftrag zur Taufe auf Jesus selbst zurück und wird in allen christlichen Kirchen praktiziert.
Zunächst war die Taufe allerdings ein Beitrittsritual in die christliche Kirche und kein Ritual für kleine Kinder. Die Verbindung von Eintritt in die Welt und Eintritt in die Gemeinschaft der Christenheit entstand erst als die christliche Religion als größere Gemeinschaft bestand und auch Kinder direkt in diesen Bund mit hineingenommen wurden. Sie sollten von Anfang an Gott anvertraut und unter seinen Schutz gestellt werden. Wenn wir heute Kinder taufen, dann sind auch in unserem Ritual für das Leben die drei Elemente Namensgebung, Zugehörigkeitsritual und Fest damit verbunden. Wir nennen den Namen des Kindes, das diesen Namen natürlich schon seit, inzwischen sogar oft schon vor seiner Geburt trägt. Dennoch wird in der Taufe damit nochmal deutlich gemacht: es geht um dich, ganz speziell. Wir sprechen dich mit deinem Namen an und auch Gott tut das. Die Taufe selbst erfolgt mit Wasser, wir taufen auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dreimal wird Wasser über den Täufling gegossen und so wird er einbezogen in den Bund Gottes mit den Menschen. Denn wir verehren Gott als dreieinigen Gott, den Schöpfer und Gott der Väter Abrahams, Isaaks und Jakobs, den menschgewordenen Gott in Jesus Christus und den Heiligen Geist, der unter den Menschen wirkt. Der Segen dieses Gottes wird dem Täufling zugesprochen. Dies geschieht in der Regel nicht allein sondern in Anwesenheit der Familie und oft auch der Gottesdienstgemeinde. Niemand lebt für sich allein und niemand glaubt für sich allein. Die Freude über das Kind wird geteilt. Willkommen im Leben, willkommen in der Gemeinde, willkommen bei Gott.
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