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Der Kirchhof diente bis 1814 als Friedhof für das Dorf Dörnigheim, davon zeugen die vier Grabsteine vor der Kirche (die Inschriften sind auf einem Bild in der Sakristei abgeschrieben).Die Sakristei wurde 1992 rund um den Turm gebaut. Der untere Teil des Turmes stammt aus dem späten 15. Jahrhundert, im Jahr 1877 wurde der obere Teil errichtet.
Mit seinen 45 Metern ist der Turm höher als die Kirche lang ist. Die drei Glocken von 1877 sind in den Kriegen des vergangenen Jahrhunderts verloren gegangen. Die jetzigen drei Glocken stammen von 1951 (näheres dazu auf einem Bild an der hinteren Treppe).
Das Kirchenschiff ist von wuchtigen Stützpfeilern umgeben. Sie wurden nach dem barocken Umbau von 1705 – diese Zahl steht über dem Hauptportal – nötig. Der neue Dachstuhl drückte die mittelalterliche Südwand und die neuerrichtete Nordwand auseinander.
Der Innenraum fand zu seiner Gestalt, als die Kirche 1705 erweitert wurde – nur Orgel und Altar sind jünger. Doch die Alte Kirche am Main ist erheblich älter. Nach einer alten Urkunde hat im Jahr 793 ein gewisser Wolfbodo das Dorf Turinchheim mit seiner „über dem Main“ gelegenen Kirche, „die zu Ehren der heiligen Maria errichtet ist“, dem Kloster Lorsch geschenkt.
1959 und 1980 konnte bei umfangreichen Sicherungsarbeiten in der Kirche gegraben werden. Mauerreste belegen eine kleine rechteckige Kirche aus dem 8. Jahrhundert.Der Chorraum im Osten wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angebaut, der mit drei Seiten eines Achtecks schloss. Ein Triumphbogen verband beide Teile der Kirche. Aus dieser Zeit stammen die Wandmalereien und die beiden Schlitzfenster, die bei den Sicherungsarbeiten (ebenso wie die dekorativen barocken Malereien an der Emporenbrüstung) freigelegt wurden.
Das hintere Schlitzfenster zeigt eine sehr seltene Art frühgotischer ländlicher Wandmalerei. Am vorderen Schlitzfenster (hinter der Treppe zur Kanzel) sind Quadermauerwerk und Ranken gemalt. Auch die Weihekreuze – sie wurden bei der Weihe der Kirche durch den Bischof mit Öl gesegnet – stammen aus der hochmittelalterlichen Kirche. Über der Treppe zur Kanzel ist ein zum größten Teil noch nicht freigelegtes Fresko zu erkennen. Die Alte Kirche war eine Marienkirche. Am 15. August feierte sie ihr Patrozinium – nahe dem alten Kerbtermin.
553 wird Magister Konrad Cless Pfarrer in Kesselstadt und Dörnigheim. Er begann die evangelische Predigt. Die Dörnigheimer Kirche wurde bald danach ein reformiertes Gotteshaus. 1705 wurde die Kirche erweitert. Die Nordwand wurde abgerissen und gute zwei Meter nach Norden versetzt. Dabei wurden die Steine der abgerissenen Mauer wie z.B. die Gewandung des Hauptportals wiederverwendet.
Große Fenster machen den Raum licht, ein hohes Tonnengewölbe erhebt sich darüber. Eine dreiseitige Empore wurde eingezogen. Der Fußboden der Kirche lag im 8. Jahrhundert einen Meter tiefer: Er wurde aufgeschüttet, weil das Niveau des Kirchhofs, der ja als Friedhof genutzt wurde, etwa um dieses Maß gestiegen ist.
Die Orgel wurde 1870–72 von Georg Friedrich Wagner erbaut. Sie hat siebzehn Register in zwei Manualen und Pedal. Altar und Gestühl wurden 1959 errichtet. Hinter dem Altar saß traditionell das Presbyterium, das nicht nur – wie heute der Kirchenvorstand zusammen mit dem Pfarrer – die Gemeinde leitete, sondern auch auf die Sitte im öffentlichen und familiären Leben des Dorfes achtete.
Unter dem Turm hängen Ikonen. Sie gehören der Griechischen Orthodoxen Gemeinde Maintal, die hier als Gast der Evangelischen Kirchengemeinde ihre Gottesdienste feiert. So wird die Alte Kirche am Main von zwei Gemeinden genutzt und mit Leben erfüllt. Im Jahr 2012 wurde die Kirchenfassade renoviert und 2014 konnte der neugestaltete Kirchhof mit einem barrierefreien Zugang eingeweiht werden.
Pfarrer Dr. Martin Streck
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